Beziehungskultur in Deutschland

„Ach Kind, bist du etwa immer noch nicht verheiratet?“. So oder ähnlich ergeht es vielen von uns, wenn wir mal wieder unseren Großeltern einen Besuch abstatten. „Kind, lass das lieber sein, du siehst doch, wie viel Krach ich immer mit deinem Vater/deiner Mutter habe!“. Und dies wäre dann wohl die Reaktion eines Elternteils, was Heiratspläne angeht. Aber was wollen wir eigentlich? Ist die Generation der heute um die 30jährigen zur Beziehungsunfähigkeit verbannt? Und warum hat sich unsere Beziehungskultur eigentlich so drastisch verändert?

Leben auf der Überholspur

Für unsere Großeltern war klar: musste der Partner in eine andere Stadt ziehen oder die Arbeit wechseln, man stand ihm bei. Kam er oder sie aber aus der Arbeit, wurde die freie Zeit mit der Familie verbracht. Bei unseren Eltern sah dies dann schon anders aus: Überstunden wurden geschoben, die Arbeit notfalls zu Hause fertig gestellt und am Wochenende musste man Meetings vorbereiten oder war einfach oftmals zu müde, um etwas mit der Familie zu unternehmen. Heute entscheiden sich immer mehr Personen bewusst gegen ein Familienleben, denn die Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit steht bei vielen Menschen immer mehr an erster Stelle. Nicht umsonst boomen Dating-Portale, bei dem Kennenlernportal firstaffair melden sich täglich 1000 neue Flirtwillige an. Eine neue Ära des Kennenlernens hat begonnen.

Wer bin ich

Warum Portale, die vor allem mit ungezwungenem Treffen oder einem netten Abenteuer werben in den letzten Jahren so erfolgreich geworden sind, hängt auch mit einem neuen Lebensstil der Menschen zusammen. Fast 9 Millionen Bundesbürger haben schon einmal ein Dating Portale oder eine Flirtapp genutzt, denn zwischen Job, Wohnung und Freunde treffen fehlt immer mehr die Zeit und oft auch die Lust, auszugehen. Nach Hause kommen, ein leckeres Abendessen kochen und im Schlafanzug und ungestylt einige Profile durchstöbern – das ist Kennenlernen im 21. Jahrhundert. Man will nicht mehr zurückstecken, damit der Partner seine Träume erfüllen kann. Man will nicht auf seine Freiheit verzichten, sich auch mal mit verschiedenen Personen zu treffen und einfach Spaß zu haben. Jeder darf, wie er oder sie möchte, und das ist auch gut so.

(M)ein Beziehungsstatus

„Und in welcher Art von Beziehung lebst du?“. Solche Fragen sind heutzutage gar nicht mehr so ungewöhnlich, denn das klassische Beziehungsmodell, wie es noch die Generationen vor uns kannten, kommt soweit immer seltener vor. Unser Leben entwickelt sich für viele, auch wenn es natürlich noch immer unzählige Ausnahmen gibt, zu einer seriellen Monogamie. Wie der Name schon sagt, lebt und liebt man nur einen Partner, der jedoch, sobald er sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, ausgetauscht wird. Ein Partner auf Zeit sozusagen. Passt die vermeintliche Liebe des Lebens nicht mehr in unser Lebensmodell, wird es gegen etwa Passenderes eingetauscht. Aber auch eine Affäre wird mittlerweile zur Normalität: ein Arbeitstier, das keine Zeit für eine Familie hat und sich trotzdem ab und an vergnügen möchte, wird endlich nicht mehr schief angeschaut.

Halbbeziehung neuer Lebensstil

Aber auch eine Halbbeziehung, in der man Zeit miteinander verbringt, jedoch ohne Verpflichtungen, wird in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer mehr zu einem Lebensstil. Und wer weiß, vielleicht helfen Fotos, private Nachrichten und die Flirtsuche der Dating Portale ja doch noch, den Einen für uns zu finden.

Bild: Artikelvorschau: You Me-Flickr.,  Bild oben