War for Talents

Schon lang ist sprichwörtlich ein Krieg um gut ausgebildete Fach- und Nachwuchskräfte in Gang. Gründe sind für den „Krieg“ vielfältige vorzufinden. Sinkende Geburtsraten, demographischer Wandel und ein immer schlechter ausgebildetes und demotiviertes Personal, haben zu einem weltweiten Run, dem War for Talents, geführt. Immer mehr Konzerne und auch kleinere Unternehmen buhlen um die sogenannten High Potentials. Der Begriff „War for Talents“ wurde bereits 1998 durch Ed Michaels (ehemaliger US McKinsey Direktor) geprägt. Das Prinzip hinter diesem Leitsatz ist einfach: Umso größer sich der Fachkräftemangel auswirkt, desto mehr werden potenzielle Bewerber umgarnt. Die Politik vermochte in den letzten 10 Jahren das Thema häufig anzusprechen und mit Experten zu diskutieren. Zu Lösungen ist es dabei aber nie gekommen. Stattdessen ist nun das eingetreten, was viele immer befürchtet haben. Wir befinden uns bereits mitten in dem Anfangsstadium des Fachkräftemangels und dem War for Talents. Dass was wir erleben, ist jedoch nur der Beginn. Weiterhin rudern Verbände und politische Arbeitsgemeinschaften in einem großen Ozean, ohne jedoch den Hafen zu finden. Die Unternehmen und Head Hunters haben schon lange verstanden, dass dieses Problem auf eigene Art angegangen werden muss.

War for Talents – Machtgefüge verschiebt sich

Bereits seit einigen Jahren, ist dabei eine Verschiebung des Machtgefüges zu erkennen. Gut ausgebildete Fach- und Nachwuchskräfte haben es heute einfacher bei Bewerbungen. Zwar sind längst noch nicht die Zeiten erreicht, in denen die Unternehmen um die High Potenzials auf Knien flehen müssen. Doch es zeigt sich bereits sehr deutlich, das sich das Machtgefüge auf die Bewerber immer weiter verschiebt. War for Talents beginnt. Ein neues Selbstbewusstsein der Bewerber ist zu erkennen. Die Unternehmen können dem kaum etwas entgegensetzen.

Die beliebtesten Arbeitgeber

High Potenzials können sich ihre Arbeitgeber aussuchen. Auf den vordersten Rängen gelangen dabei stets die Autofirmen, die weiterhin mit Tradition aber auch einem großen Leistungspaket überzeugen können. Pakete aus guter Bezahlung und raschen Aufstiegsperspektiven machten auch innerhalb der Branche die Suche nach neuen Bewerbern zu einem War for Talents. Aber auch andere Branchen gelten als beliebt. So lassen sich neben Daimler, BMW, Deutsche Bank auch Namen wie Bosch, Siemens, Lufthansa und zum Beispiel Google finden. Die Erwartungen der High Potenzials ist in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen. So lag bereits letztes Jahr der Wunsch beim Einstiegsgehalt für Ingenieure bei 45.700 Euro. Zugleich der höchste Wert seit 2002. Im Gegensatz dazu ist die Erwartung bei der Wochenarbeitszeit prozentual leicht gefallen. So lagen die Wünsche letztes Jahr bei 43,2 Stunden (2010 noch exakt 44 Stunden) pro Woche. Auch bei den Ökonomen sind deutliche Tendenzen erkennbar. Die jungen wünschen sich eine Arbeitszeit von 45,5 Stunden (2009 waren es noch 47 Stunden) pro Woche. Im Fazit bedeutet das: Mehr Geld für weniger Arbeit. Eine Forderung, die in Zeiten des beginnenden Fachkräftemangels vielleicht nicht unbedingt legitim ist. Aber eine Forderung, die Unternehmen heute beim War for Talents kaum noch ablehnen können.

Junge Absolventen – andere Absichten

Für viele junge Absolventen steht die eigene Karriere zwar im Blickpunkt, aber nicht mehr im obersten Fokus. Vielmehr wird das Thema Work-Life-Balance fokussiert, das eben nicht mehr den Aufstieg im Job über alles stellt. So ist klar und deutlich auch ein frisches Selbstbewusstsein, beim Auftreten gegenüber den Arbeitgebern zu erkennen. Ein Trend, der im War for Talents unvermeidbar zu seien scheint. High Potenzials kennen ihren Marktwert besser als früh und sind auch bereit diesen auszuspielen. Finanzielle Abstriche werden dabei nicht hingenommen. Das wird auch bei der Flexibilität spürbar. Zeiten, in denen der Standort des Unternehmens nur peripher interessierte, gehören heute der Vergangenheit an. Für mehr als 80 Prozent der High Potenzials ist dieser wichtiger als früher. Unternehmen müssen sich im War for Talents diesen Punkten anpassen. Arbeitgeber müssen sich heute in vielen Punkten auf kritische Nachfragen gefasst machen. Was einige nun vielleicht als ein arrogantes Auftreten der Nachwuchskräfte bezeichnen würden, ist praktisch nichts anderes als Bewerber, die professionell auf wichtige Prioritäten und ein hohes Einstiegsgehalt setzen. War for Talents hat aber gerade erst begonnen …

 

 

 

Bild: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de